Mein Verein und ich

9. November 2020

Tanja Bender, Niederlassungsleiterin für Deutschland und Österreich bei Candriam, spricht mit uns über Ihre schwarz-gelbe Liebe, den BVB.

Tino Seebach: Hallo Tanja, steigen wir doch mal ganz direkt in dieses Interview ein. 3:2 am Wochenende gegen die Bayern verloren. Was gibt Dir Hoffnung, dass Ihr am Ende der Saison doch vor ihnen steht?

Tanja Bender: Mir gibt Hoffnung, dass wir einen super Kader haben, mit einzelnen Top-Talenten und Spielern, die schon seit langem auf einem sehr hohen Niveau spielen. Ich glaube, dass der Mannschaftsgeist im Team besser ist, gerade wenn man es damit vergleicht, wie es teilweise im letzten Jahr der Fall war. Außerdem habe ich das Gefühl, dass die Mannschaft in diesem Jahr auch gewinnen will. Das hatte ich in der vergangenen Saison teilweise nicht.

Tino Seebach: Ok, mit der Frage haben wir die Klammer aufgemacht, die wir später schließen werden. Kommen wir aber nun zuerst einmal zu Dir. Du kommst gebürtig aus Münster, korrekt?

Tanja Bender: Genau, ich bin in Münster geboren und aufgewachsen und habe dort die ersten 20 Jahre meines Lebens verbracht und habe auch heute immer noch eine enge Bindung an meine Heimatstadt.

Tino Seebach: Es ist nicht ganz ungewöhnlich, dass man als Münsteranerin Dortmund-Fan wird, oder?

Tanja Bender: Nein, in Münster war man in meiner Generation, was die Bundesliga angeht, entweder „blau“ oder „schwarz-gelb“. Schalke kam für mich aufgrund meiner Familie nicht in Frage. Wir sind schon bei  „Schwarz-Gelb“ zuhause.

Tino Seebach: Wann hast Du begonnen, Dich für Fußball zu begeistern? Gab es da einen Auslöser?

Tanja Bender: Ich habe schon immer gerne auf der Straße gekickt, das fand ich schon immer gut. Der Auslöser war ein bisschen unser Nachbar, der hat früher Samstagsmittags im Garten mit seinem Radio die Spiele verfolgt und dann sämtliche Ergebnisse aufgeschrieben und Buch geführt. So begann das. Dann kamen die ersten Ausflüge ins Stadion, zunächst zu Preußen Münster, aber eben auch ins Westfalenstadion.

Tino Seebach: Du sagst, Du hast auf der Straße gekickt. Welche Position?

Tanja Bender: (lacht) Sturm! Um aber nochmal auf die Frage zurückzukommen: Als Kind habe ich mich immer für Fußball begeistert und auch durch meinen Vater den BVB verfolgt. So richtig begann mein Fan-Dasein Mitte der 90er nach dem Abitur. Als ich damals nach Berlin ging, habe ich mich immer intensiver für Fußball interessiert und bin dann auch immer häufiger mit  Freunden ins Stadion gegangen.

Ich erinnere mich vor allem an ein Spiel, als Dortmund ganz unten war und gegen die Hertha spielte (20.05.2000, Dortmund gewinnt in Berlin 3:0) und es doch noch irgendwie gepackt hat.

Tino Seebach: War es für Dich ein Stück Heimat, in Berlin Deine Fan-Leidenschaft für den BVB so zu entwickeln?

Tanja Bender: Ja, zum einen das, zum anderen ist es einfach diese Bodenständigkeit, auch wenn sich der Verein natürlich mittlerweile zu einem Wirtschaftsunternehmen entwickelt hat. Es ist für mich diese Mentalität, ein Ruhrgebietsverein, ein Verein aus dem Westen Deutschlands, und das ist meine Heimat. Auch wenn der „Pott“ für einen Münsterländer natürlich nicht die Heimat ist, so ist mir diese Mentalität doch sehr nah.

Tino Seebach: Bleiben wir doch bei der jungen, wilden Tanja, die Mitte der 90er in Berlin gelebt hat. Gab es da ein besonderes Idol beim BVB, einen Spieler, den Du besonders toll fandest?

Tanja Bender: In der Berufsschule zur Bankausbildung haben wir nochmal Panini-Bilder gesammelt, und ich hatte das Bild von "Susi" Zorc auf meinem BWL-Buch, den fand ich gut.

Tino Seebach: Wenn Du in dieser Zeit ins Stadion gegangen bist, um den BVB und "Susi" Zorc anzufeuern, warst du dann auf der Süd- oder der Haupttribüne, und hat sich da heute etwas verändert?

Tanja Bender: Haupttribüne, das andere ist mir dann doch zu wild. Ich liebe Fußball, aber ich bin jetzt nicht so ein Ober-Ultra. Ich ziehe gerne ein Trikot an, und trotzdem habe ich gerne einen Sitzplatz. Wenn ich ins Stadion gehe, dann will ich einen Stuhl haben, vielleicht ist das Spiel so schlecht, dass ich die ganze Zeit sitzen muss, weil es so langweilig ist. Das hat also etwas mit Bequemlichkeit zu tun.

Tino Seebach: In den 90ern war ja die erste große Phase des BVB in Deiner Lebenszeit mit zwei Meisterschaften und dem CL-Sieg gegen Juventus Turin, als Lars Ricken per Bogenlampe traf. Dann gab es 2002 eine weitere Meisterschaft und schließlich die zweite Phase mit den Meisterschaften 2011 und 2012.

Tanja Bender: Mittlerweile war ich beruflich in Frankfurt angekommen. In der Phase unter Klopp war ich dann auch am häufigsten für den Fußball unterwegs. Natürlich in voller Montur, mit Pöhler-Mütze und allem, was so geht.

Tino Seebach: Ok, dann machen wir die Klammer zu, die wir am Anfang aufgemacht haben. Ich habe Dir drei Meistermannschaften aus verschiedenen Phasen genannt, die Trainer waren Hitzfeld, Sammer und Klopp. Wer hat Dich von diesen drei Trainerpersönlichkeiten am meisten beeindruckt?

Tanja Bender: Jürgen Klopp. Er ist aus meiner Sicht ein Macher, er ist, wie man im Pott sagen würde, ein Malocher, ein extrem empathischer Mensch, der sich auf die einzelnen Spieler auch menschlich einlassen kann. Auf der anderen Seite jemand, der Talente erkennt und diese auch in das Team einbauen kann. Alles zusammen hat eben dazu geführt, dass Dortmund in den Jahren, in denen er Trainer war, erfolgreich Fußball gespielt hat. Am Ende war dann der Lack ab, das ist aber auch irgendwann normal.

Tino Seebach: Ist Favre ein Meistertrainer bzw. wäre der BVB mit Klopp in den letzten beiden Jahren Meister geworden?

Tanja Bender: Also, wenn es so gewesen wäre, dass Klopp oder ein Typ wie Klopp vor drei Jahren gekommen wäre, dann wären wir in dieser Zeit Meister geworden.

Tino Seebach: Wird der BVB mit dem Versprechen an junge Talente, sie bei einem Angebot eines größeren Vereins relativ früh vor Vertragsende gehen zu lassen, jemals wieder die notwendige Kontinuität erreichen, um die Bayern zu attackieren?

Tanja Bender: Das ist natürlich eine riesiges Problem, dass man die Spieler entwickelt und dann gehen lässt. Das ist aber auf der anderen Seite ein Teil dieser kapitalistischen Welt, in der der Fußball mittlerweile sehr weit fortgeschritten ist. Es wird nicht leicht, aber man könnte, und da bin ich mir sicher, dieses kleine Stück mehr an Geld, was bei den Bayern vorhanden ist, durch Teamgeist und den richtigen Spirit unter diesen Talenten und Top-Spielern ausgleichen. Aber natürlich muss dafür alles stimmen. Und dazu gehört eben auch der richtige Trainer.

Tino Seebach: Wenn Du Dir für einen Mannschaftsteil eine Verstärkung wünschen dürftest, für welchen?

Tanja Bender: Also ich bin ja immer der Meinung, dass da in der Abwehr noch ein bisschen was gehen muss. Ich wüsste jetzt aber niemanden, denn man unbedingt kaufen müsste und bei dem es auch realistisch wäre, dass man ihn bekommt. Die Abwehr ist aber seit Jahren die Achillesferse, und es gibt da ein paar Leute, bei denen ich mich frage, ob da jemand im Verein die schützende Hand drüber hält. Gerade in diesem Mannschaftteil fehlt es unseren Spielern an Kontinuität.

Tino Seebach: Jetzt kommen wir zur Top-BVB-Mannschaft Deiner Lebenszeit, wir spielen im 4-2-3-1-System. Wie sieht Deine Mannschaft aus?

Tanja Bender:

Tor: Roman Weidenfelder
Abwehr: LV: Kevin Großkreutz, IV: Mats Hummels, IV Jürgen Kohler, RV Torsten Frings
Mittelfeld defensiv: Matthias Sammer, Michael Zorc
Mittelfeld offensiv: Marco Reus, Mario Götze, Lars Ricken
Sturm: Robert Lewandowski

Trainer: Jürgen Klopp

Tino Seebach: Letzte Frage, wo landet der BVB am Ende der Saison?

Tanja Bender: Meister!

Tino Seebach: Vielen Dank, Tanja, für das Interview!

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