Börsennotierte Beteiligungsunternehmen – Die Berkshire Hathaways der Welt Warum und wie es sich lohnt, einen Blick auf dieses Segment zu werfen
4. März 2024 (Anzeige)
An Aktien führt kein Weg vorbei – sie sind langfristig allen anderen liquiden Anlageklassen überlegen. Andererseits sind Investitionen in Einzeltitel riskant, Diversifikation ist ein Schlüssel zum Erfolg für eine langfristige Geldanlage. Welche Aktien sind also die richtigen?
Gunter Burgbacher |
Genau diese Frage beschäftigt Anleger auf der Suche nach sinnvollen Investments. Eine interessante Möglichkeit ist die noch deutlich unterrepräsentierte Anlageklasse der börsennotierten Beteiligungsunternehmen.
Börsennotierte Beteiligungsunternehmen investieren in viele einzelne Gesellschaften, damit ähneln sie von der Idee her Investmentfonds, sind aber selbst Firmen. Weitere Vorteile sind z.B., dass sie flexibel und unabhängig von Benchmarks und Indizes agieren und investieren können, damit verbunden ist aber oft eine höhere Volatilität als z.B. bei Fonds. Die recht unterschiedlichen Ergebnisse sind vor allem auf den Erfolg und Misserfolg einzelner Unternehmen im Portfolio und die Managementleistung der Unternehmensführung sowie die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells zurückzuführen. Man findet diese Art von Unternehmen in drei Sparten: Investmentunternehmen (Investment- und Beteiligungsgesellschaften), Holdings im Sinne von (Beteiligungs-)Holdings und Mischkonzerne, wobei die Grenzen oft fließend sind.
Im Unterschied zu den immer stärker regulierten offenen Fonds können sie mit deutlich höheren Freiheitsgraden investieren. Sie profitieren als Eigentümer im Unterschied zu Fonds von spezifischen Kenntnissen zu ihren Investmentbeteiligungen und Akquisitionen. Es wird rein unternehmerisch gehandelt und die vorhandenen Ertragspotenziale sind dabei aufgrund unterschiedlicher Investmentstrategien auf Kursgewinne, Dividenden und zusätzliche Ertragsmöglichkeiten ausgelegt. Sie entwickeln jeweils auf ihre eigene Art und Weise diversifizierte Unternehmensökosysteme, um Wachstum und Innovation vorwiegend durch Akquisitionen und Investments zu erzielen. Diese lassen sich kennzeichnen durch: Die Form der Kapitalallokation (z.B. die Investmentstrategie), die Struktur (z.B. Geschäfts- und Organisationsmodell) und die Menschen (z.B. Unternehmensführung und -kultur).
Im Folgenden ein Überblick zu einigen Investmentstrategien unterlegt mit Unternehmensbeispielen:
Primäre Strategien: Buy and Hold, Buy and Build, Buy and Sell
In der Regel kann man die Beteiligungsunternehmen auf Basis von deren getätigten oder angestrebten Investmentbeteiligungen und Akquisitionen einer primären Investmentstrategie zuordnen, denn diese können langfristig gehalten (Buy and Hold), entwickelt und integriert (Buy and Build) oder nach einiger Zeit wieder veräußert werden (Buy and Sell). Somit sind sie in der Lage, aktiv an der Entwicklung der Unternehmenspotenziale mitzuarbeiten, zum Beispiel werden im Rahmen von Buy-and-Build-Strategien erworbene Unternehmen weiterentwickelt und in bestehende Unternehmensnetzwerke integriert. Die Organisationsform der Unternehmensökosysteme kann dabei von einem „Active Ownership“ bis hin zu komplett autonom und dezentral geprägt sein.
Weitere Strategien, die an dieser Stelle nicht näher erläutert werden, sind: Value Investing, Minder- und/oder Mehrheitsbeteiligungen, Sondersituationen, Wachstumsorientiert und Wachstumsfinanzierung (Listed Private Equity), Royalty and Streaming, Real Estate Investment Trusts (REITs) und Business Development Companies (BDCs).
Börsennotierte Beteiligungsunternehmen sind überall auf der Welt zu finden, hier ein paar Beispiele:
Quelle: Haberger Asset Management
Das bekannteste Unternehmen in diesem Segment ist sicher Warren Buffetts Berkshire Hathaway, WKN A0YJQ2, mit aktuell 67 wholly owned operations, die komplett zu Berkshire gehören und autonom und dezentral verwaltet werden. Dazu kommen über 50 Investments. Im Folgenden noch ein paar Beispiele zu den primären Strategien:
Investor AB, WKN A3CMTG (Buy and Hold)*
Das Unternehmen mit Sitz in Stockholm, wurde 1916 von der schwedischen Familie Wallenberg gegründet. Die Investitionen sind in drei Geschäftsbereiche unterteilt:
- Börsennotierte Unternehmen, das sind langfristige und strategische Beteiligungen.
- Patricia Industries, diese umfasst die hundertprozentigen Tochtergesellschaften und andere nicht börsennotierte Beteiligungen.
- Investitionen in EQT, bestehend aus Investitionen in EQT AB und Fonds von EQT.
Die Haltedauer ist unbegrenzt, bei Investor AB verfolgt man eine extreme Form von "Buy and Hold". An z.B. AstraZeneca, ABB, Ericcsson und Electrolux sind die Stockholmer seit 1924, 1925, 1932, respektive 1956 beteiligt.
Halma PLC, WKN 865047 (Buy and Build)*
Das Unternehmen mit Sitz in Slough, Großbritannien, wurde 1894 in Sri Lanka als The Nahalma Tea Estate Company Limited gegründet. Die ab 1956 Halma Investments Limited genannte Holding erschloss sich durch eine Buy-and-Build-Strategie neue Geschäftsbereiche. Heute ist Halma eine Gruppe von rund 50 Technologieunternehmen aus den Bereichen Gefahrenerkennung und Lebensschutz zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen weltweit. Die drei Geschäftsbereiche des Konzerns sind Sicherheit, Umwelt und Gesundheit. Seit 1983 wurden über 140 Firmen, die Marktführer in Nischenmärkten sind, akquiriert.
Mutares SE & Co., WKN A2NB65 (Buy and Sell)
Das Unternehmen mit Sitz in München, Deutschland, wurde 2008 gegründet. Die Beteiligungs-gesellschaft konzentriert sich auf die Übernahme von Unternehmensteilen großer Konzerne (Carve-outs) und von mittelständischen Unternehmen in Umbruchsituationen. Im Anschluss werden die zugekauften Beteiligungen unter Hochdruck saniert, optimiert und neu ausgerichtet („Turnaround“). Das Ziel ist dabei meist der anschließende Verkauf. Diese Verfahrensweise nennt sich „Buy, Turnaround and Sell“ und verspricht hohe Hebel – allerdings in beide Richtungen. Die Portfoliounternehmen von Mutares sind in unterschiedlichen Industrien tätig, aktuell konzentrieren sich die Beteiligungen auf die Segmente Automotive & Mobility, Engineering & Technology, Goods & Services sowie Retail & Food.
Bleibt die Frage, wie können Anleger in börsennotierte Beteiligungsunternehmen investieren?
Man kann in ein einzelnes Unternehmen investieren. Grundsätzlich bietet sich bei der Investition in börsennotierte Beteiligungsunternehmen aber eine Kombination der Sparten und von einigen der vorgestellten Investmentstrategien aus Diversifizierungssicht an. Und die dritte Möglichkeit ist über einen Fonds zu investieren, der das komplette Anlagesegment abdeckt wie der AFB Global Equity Select (ISIN: DE000A2JQJC8 und DE000A2PE006). Mit 25 bis 40 Aktien erhalten Käufer des Fonds so eine Beteiligung an über 5.000 Gesellschaften und dadurch indirekt auch Zugang zu nicht börsennotierten Unternehmen und bleiben dennoch flexibel.
ZUM AUTOR:
Gunter Burgbacher ist der Portfoliomanager und einer der Initiatoren des AFB Global Equity Select, kurz AFB. Er ist seit 2003 Financial Consultant, zertifiziert nach: 34 c, d, f, i GewO und verfügt zusätzlich über eine langjährige Expertise im Anlagesegment für börsennotierte Beteiligungsunternehmen. Seit Januar 2019 ist er neben der VVO Haberger AG auch für die Greiff capital management AG tätig.
Gunter Burgbacher bei der ntv-Telebörse: „So investieren Sie wie Warren Buffett.“
Die Aktie von Börsenguru Warren Buffett ist im vergangenen Jahr gut gelaufen. Aber was macht diese Aktie so besonders? Darüber und über das Segment der börsennotierten Beteiligungsunternehmen spricht Friedhelm Tilgen mit Gunter Burgbacher.
Schauen Sie sich jetzt das Interview an (hier klicken).
Quelle: ntv
*Interessenskonflikt: Investor AB und Halma PLC befinden sich aktuell im AFB Global Equity Select.
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