Mein Verein und ich

2. August 2020

Harald Bareit, Geschäftsführender Partner von QC Partners und Fan des FC Bayern München eröffnet unsere neue Interviewreihe.

Tino Seebach: Hallo Harald, dem Meister gebührt das 1. Interview. Das ist ja klar. Du bist gebürtiger Badener, wie kam es, dass Du Bayern Fan wurdest?

Harald Bareit: Ich bin gebürtigen Südbadener aus der Nähe von Engen. In Singen bin ich zur Schule gegangen. Da war man früher, zu meiner Zeit, Fan von Bayern München oder Fan des VFB Stuttgart. Der FC Freiburg hat zu der Zeit noch keine Rolle gespielt, sonst wäre das vielleicht auch anders gekommen. Mit den Schwaben konnte ich noch nie so richtig etwas anfangen, aber letztlich waren es Breitner und Rummenigge, die beiden waren die Idole meiner Kindheit.

Tino Seebach: War die Entscheidung auch familiär bedingt oder gab es ein besonderes Spiel?

Harald Bareit: Mein Vater ist auch Bayern Fan, von daher bin ich schon etwas familiär vorgeprägt. Wobei mein Vater natürlich noch mehr von der 70er Mannschaft mit Beckenbauer geprägt war. Von daher kann es schon sein, dass das auch mit den Ausschlag gegeben hat. Tatsächlich hatte ich aber das Glück, ein legendäres Spiel bei meinem ersten Stadionbesuch live im Stadion zu erleben, da haben wir aber verloren.

Tino Seebach: Welches denn?

Harald Bareit: Dieser legendäre HSV-Sieg 1982 im Olympiastadion (Der HSV gewinnt am 29. Spieltag nach 1:3 Rückstand mit 4:3 in der 90. Minute und wird am Ende der Saison Meister). Tatsächlich hat das bei mir einen gewissen „Jetzt-erst-recht“ Effekt ausgelöst. Ist durchaus auch nicht von der Hand zu weisen, dass das zu meinem Charakter gehört.

Tino Seebach: Ok, Du sagst diese „Jetzt-erst-Recht“ Mentalität hat dazu geführt, dass Du Bayern-Fan geworden bist... . Ich dachte vorher, QC versucht mit seinen Fondskonzepten Volatiliät auszuschalten, kein Wunder, dass der sich einen Verein sucht, der achtmal in Folge Meister wird.

Harald Bareit: (lacht) Nein, das war ja zu der Zeit auch noch nicht abzusehen. Damals sind wir ja auch wirklich noch nicht jedes Jahr hintereinander Meister geworden. Ich gehöre aber eher zu den Leuten, die sich etwas mehr Konkurrenz in der Liga wünschen würden. Wenn Bayern am Ende Meister wird, ok! Es reicht aber am letzten Spieltag mit einem Punkt Vorsprung. Damals hatten wir aber auch noch lange nicht die Dominanz. Anfang der 80er und in den 90er gab es mal eine Phase wo die Hamburger stark waren, dann die Bremer und die Dortmunder. Sogar die Lauterer waren einmal oben.

Tino Seebach: Zweimal bitte, zweimal...

Harald Bareit: Ja, ganz schrecklich, aber die Dominanz war eben damals noch nicht so gegeben. Ich bin auch schon seit ewigen Zeiten Mitglied. Von daher billige ich mir schon zu, ein echter Bayern-Fan zu sein.

Tino Seebach: Was macht das eigentlich aus einem als Mensch oder Fan? Kann man sich bei der Dominanz überhaupt noch über eine Meisterschaft freuen oder fiebert man nur noch einem CL-Sieg entgegen?

Harald Bareit: Ich freue mich über jeden Sieg, über jedes Tor. Ich finde die Leistung besteht darin, die Leistung auf Top-Niveau an sich abzurufen und das immer wieder zu wiederholen. Auch mit neuen Spielern und neuen Entscheidern in der Vereinsführung. Außerdem gefällt mir gerade das Familiäre an unserem Verein. Wir sind ein familiärer Club und das weit mehr als manch anderer Verein in der Bundesliga, allen voran die Dortmunder. Das, was man Bayern früher immer vorgeworfen hat, dass man versucht hat, nur mit Geld etwas zu erreichen, da sehe ich eher die anderen im Lead im Moment. Bayern versucht Spieler sehr lange zu binden und zu Teilen des Clubs zu machen. Als Beispiel allen voran mein Lieblingsspieler aller Zeiten, Franck Ribery. Ein ausländischer Spieler, der sich so mit der Mentalität des Clubs identifiziert hat, dass er gar nicht mehr weg wollte.

Tino Seebach: Wie hoch siehst Du dieses Jahr die Chancen die CL zu gewinnen? Bitte eine Zahl nennen und begründen!

Harald Bareit: Jetzt werden mir wieder alle Dauerpessimismus vorwerfen. Tatsächlich haben wir nach dem Restart der Liga sehr stark gespielt. Jetzt waren aber alle Spieler in Urlaub, wir sind aus dem Rhythmus. Pavard, der ein extrem wichtiges Element war, ist verletzt. Ich bin tatsächlich nicht mehr so optimistisch, wie so viele andere. Hätten wir durchgespielt, hätte ich gesagt, die Chance ist so hoch wie seit langem nicht. Jetzt mit dem Rhythmusbruch, sage ich mal 50%.

Tino Seebach: 50% und Du sagst, Du bist Pessimist, alles klar. Aber was ist denn aus Deiner Sicht überhaut passiert, dass die Mannschaft nach dem Trainerwechsel von Kovac auf Flick so einen Sprung gemacht hat?

Harald Bareit: Ich kenne beide aus persönlichen Gesprächen. Beide sind sehr nette Typen. Ich glaube der Flick erreicht die Spieler einfach mehr. Flick ist mehr ein Kumpeltyp.

Tino Seebach: Und was ist dann Kovac?

Harald Bareit: Kovac ist mehr der klassische „Cheftrainer-Typ“, ich glaube, der geht zu wenig auf die Spieler ein. Da fehlt es vielleicht im Einzelnen am menschlichen Fingerspitzengefühl, soweit ich das beurteilen kann

Tino Seebach: Wie siehst Du den Kader der kommenden Saison, hat der überhaupt Schwächen, und wenn ja, auf welcher Position würdest Du Dir Verstärkung wünschen?

Harald Bareit: Ich bin tatsächlich der Meinung, dass wir trotz Sane einen relativ starken Flügelspieler benötigen. Die Gerüchte halten sich ja hartnäckig, dass Coman geht, dann gilt meine Aussage erst Recht.

Tino Seebach: Wir haben ja in diesem Jahr erleben müssen, dass Dinge passieren, mit denen man absolut nicht rechnet. Es ist aber schwer vorstellbar, dass ein anderer Verein in Deutschland Euch nachhaltig aus eigener Kraft überholen kann. Eine Lösung könnte aber sein, dass die 50+1 Regel fällt und Investoren andere Vereine wie bspw. in England übernehmen und Euch dann Paroli bieten könnten. Würdest Du Dir das wünschen, dass Ihr echte Konkurrenz hättet, oder besser in Deutschland den bisherigen Weg weitergehen?

Harald Bareit: Das ist tatsächlich eine schwierige Frage, die ich nur mit einem lachenden und einem weinenden Auge beantworten kann. Als Fußballfan wünscht man sich, dass das ein Verein aus eigener Kraft schaffen könnte, ich gebe Dir aber recht, dass das sehr unwahrscheinlich ist. Es sei denn Dortmund hat das Glück eine sehr, sehr gute Mannschaft zu haben, die trotzdem Spielerabgänge von mehreren hundert Millionen auf einmal verkraften kann. Man würde sich das als Fan wie in allen anderen Sportarten wünschen, aber ist das realistisch? Wahrscheinlich heutzutage nicht mehr. Machen wir uns also nichts vor. Letztlich sind alle Profiteams zusammengekauft und man muss sich selbst die Frage stellen, ob man sich damit identifizieren kann oder nicht. Ich denke aber, genau da schließt sich der Kreis, da sind wir manch anderem Verein weit voraus. Wir sind ein Verein, der eine Grundidentität zu bieten UND die finanziellen Möglichkeiten hat.

Tino Seebach: Soll dann die 50+1 Regel aus Deiner Sicht fallen?

Harald Bareit: Ich glaube, es ist realistisch zu sagen, sie muss fallen, wenn die deutsche Liga wettbewerbsfähig bleiben soll. Lieber wäre es mir, wenn es so bleiben würde und es andere Vereine aus eigener Kraft schaffen würden, aber ist das realistisch? Aus meiner Sicht: Nein.

Tino Seebach: Letzte Frage. Wer wird nächstes Jahr zweiter?

Harald Bareit: RB Leipzig.

Tino Seebach: Lieber Harald! Vielen Dank für das Interview.

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