Mein Verein und ich

17. Januar 2021

Ob klassischer Zehner oder Libero, für Patrik Hanser war es als Fußballer wichtig, dass er das Spiel aus seiner Position gestalten kann. Beruflich spielt er als Sales Profi bei Legal & General Investment Management (LGIM) in vorderster Front. Fan ist er vom SC Freiburg und darüber sprechen wir heute.

Hallo Patrik,

Respekt, Solidarität und Fairness sind wichtige Grundbegriffe, die man nicht nur im Sport, sondern auch in der Gesellschaft braucht. Und es sind die Werte des SC Freiburg, die so seit 2014 in der Satzung des Vereins stehen. Verpflichten diese Begriffe einen Freiburg-Fan, sich positiv von den gegnerischen Fans abzuheben, zum Beispiel fairer im Umgang mit dem Gegner auf dem Platz oder den Fans auf der Gegengerade zu sein?

Patrik Hanser

Ja, ich bin regelmäßig im Stadion, und natürlich versucht man auf dem Platz und auf der Tribüne auch Fairness zu leben. Wenn ich zurückblicke, dann gibt es aber auch einen „Golfballwurf“ gegen Olli Kahn an einem Tag an dem wir, die Freiburger Fans, von der UEFA für unsere Fairness ausgezeichnet wurden. Das heißt, wir versuchen schon sehr fair zu sein, aber wie überall gibt es Ausnahmen. Wir haben auch viele Fanfreundschaften. Ich glaube es gibt wenige Vereine, die jetzt über den SC Freiburg negativ denken. Im Grunde ist es so, dass der SC Freiburg als sympathischer Verein gesehen wird. Man kann also schon sagen, dass diese drei Tugenden nicht nur für den Verein auf dem Papier stehen, sondern sowohl in der Fangemeinschaft, als auch auf dem Platz gelebt werden.

Tino Seebach

Ist der durchschnittliche Fan im Freiburg Stadion also alternativer, intelligenter und weniger anfällig für radikales Gedankengut oder ist das am Ende nur ein schönes Klischee?

Patrik Hanser

Freiburg ist natürlich eine grüne Stadt. Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Meine Familie lebt immer noch in Freiburg und das neue Stadion ist zwei Gehminuten entfernt vom Elternhaus. Natürlich gibt es auch in Freiburg Ausschreitungen, wie es überall im Amateur und Profisport vorkommt. Wenn die Mannschaft aber mal nicht so gut spielt, oder es eine schwierige Situation gibt, hält man trotzdem zu den Spielern, den Vorständen und dem Trainer und begegnet dem Ganzen insgesamt vielleicht etwas ruhiger. Das ist möglicherweise wirklich etwas anders als bei vielen anderen Vereinen. Das sieht man ja auch gerade bei den Trainern. Seit wir in der ersten Liga sind, gab es vier Trainer.

Tino Seebach

In meiner Wahrnehmung und der meines privaten Umfeldes ist der SC Freiburg jedenfalls ein sehr sympathischer Club, auch wenn das die Gäste unserer Stuttgarter Veranstaltung vielleicht anders sehen.

Patrik Hanser

Ja, das stimmt, wir sind ja auch nur ein „symbadischer“ Club.

Tino Seebach

Du bist 1989 geboren. 1992/93 war der erste Aufstieg in die erste Bundesliga. Gab es in deiner Kindheit eine Alternative zum SC Freiburg oder war man in Deinem Alter automatisch Freiburg-Fan?

Patrik Hanser

Man war eigentlich SC-Freiburg-Fan. Das rührt natürlich auch daher, dass Freiburg sehr am Rande der Republik liegt. Wenn man schaut, wo dann der nächste Fußballverein liegt, der in der ersten Liga spielt, ist man schon in Stuttgart, neben dem KSC, der in meiner Jugend auch in der ersten Liga gespielt hat. Das ist alles schon ein ziemliches Stück entfernt. Insofern ist da wenig Konkurrenz und der SC Freiburg der einzige Verein, der in Frage kommt. Freiburg ist eine kleine Stadt, ich bin damals in die Straßenbahn eingestiegen, 15 Minuten gefahren und dann 10 Minuten ins Dreisamstadion gelaufen.

Tino Seebach

Hast Du selber auch Fußball gespielt? Falls ja welche Position und für welchen Verein?

Patrik Hanser

Ich habe bei Eintracht Freiburg gespielt. Der erste Verein ist der SC Freiburg. Eintracht Freiburg und der FC Freiburg sind die Vereine hinter dem SC, spielen aber beide in der Jugend recht hoch. Ich habe auf unterschiedlichen Positionen in der Jugend gespielt, aber doch die meiste Zeit auf der 10. Später habe ich dann auch ab und zu hinten ausgeholfen. Damals hat man ja oft noch mit Libero gespielt, also den habe ich auch noch gespielt.

Tino Seebach

Wie stehst Du zu der Person Christian Streich?

Patrik Hanser

Ich finde Ihn super, nicht nur wegen seiner Herkunft und seines Dialekts, den ich natürlich gut verstehe, sondern einfach nur als Mensch. Der Fußball wird immer mehr Profit. Man muss nur schauen, wie viele Vereine gekauft werden, wie viel Geld Fußballer verdienen, ohne dass sie im Prinzip eine eigene Meinung äußern dürfen. Für mich ist Christian Streich ein sehr temperamentvoller Mensch, der natürlich aneckt mit seiner lauten und offenen Art. Ich finde es aber super, dass er eine klare Meinung hat und diese auch äußert und sich nicht verstellt.

Tino Seebach

Ich habe mir gestern die Statistik von Christian Streich angesehen, seit er Trainer der ersten Mannschaft ist. Stand gestern waren das genau 300 Spiele, davon 109 gewonnen, 81 Unentschieden und 110 Niederlagen. Das sagt ja schon was aus. Wenn man sich diese Statistik anschaut, stellt sich für mich die Frage: Was ist das Ziel des SC Freiburg?

Patrik Hanser

Christian Streich ist jetzt seit 2012 Trainer, in dieser Zeit waren wir bis auf ein Jahr (2015/2016) immer in der ersten Bundesliga. Ich denke, so wie der Verein sich aufstellt, also als guter Ausbildungsverein mit einer guten Jugendarbeit, aus dem die Spieler später den Sprung zu einem noch größeren Verein machen, ist es für den SC Freiburg immer das übergeordnete Ziel, in der Bundesliga zu bleiben. Es ist natürlich immer schön, wenn man einen europäischen Platz erreicht, aber eigentlich ist der Kader des Sportclubs nicht groß genug, um mehrere Belastungen auszuhalten. Von daher ist es für mich schön, in der Bundesliga zu spielen und sich hier zwischen den Plätzen 8-12 zu etablieren. Wenn es ein einstelliger Tabellenplatz wird ist das super, Hauptsache es wird kein Platz zwischen 16 und 18.

Tino Seebach

Würdest Du es gut finden, wenn externe Kapitalgeber einsteigen, um zukünftig ernsthaft um Titel spielen zu können?

Patrik Hanser

Nein, das würde auch überhaupt nicht zum Verein passen. Die oben beschriebene Ruhe und Gelassenheit rühren auch daher, dass keine Investoren im Verein sind, um das Ganze zu pushen. Man sieht es doch an dieser Saison wieder. Am Anfang der Saison war es so, dass viele Spieler, gerade Leistungsträger, gegangen sind. Man gibt dann dem Team Zeit, sich zu entwickeln, man wird nicht hektisch, auch wenn man gegen Mainz zuhause 1:3 verliert und wirklich schlecht da steht. Natürlich ist es jetzt schön, mit Dir zu sprechen, nachdem der Sportclub in der Bundesliga seit sieben Spielen ungeschlagen ist und die letzten fünf davon gewonnen hat. Außerdem, wenn man sich die Finanzen anschaut, passt das doch.

Tino Seebach

Wenn man ohne Investoren keine Chance hat, an den großen Vereinen in der Bundesliga vorbeizukommen, würdest Du es dann gut finden, wenn es eine Europaliga gäbe, in der zum Beispiel Bayern München, Borussia Dortmund und RB Leipzig spielen würden? Ein Vorteil wäre ja, dass es dann für Vereine wie den SC Freiburg realistisch sein könnte, um Titel zu spielen, und die Deutsche Meisterschaft allgemein wieder spannend werden könnte.

Patrik Hanser

Ich glaube, dass es schon sinnvoll ist, wie es aktuell ist. Wir haben nicht die Ambitionen, um Titel zu spielen. Man freut sich, wenn man einen der Großen ärgert, einen Punkt holt gegen Bayern oder Dortmund. Das ist gefühlt dann so, als ob man einen Titel holen würde. Der Titel für Freiburg ist jedes Jahr geholt, wenn man die 40 Punkte geschafft hat. Ich würde auch ohne „Freiburg-Brille“ keine übergeordnete Europaliga einführen, um die Liga spannend zu halten. Man hat doch gerade gestern wieder gesehen, dass auch der FC Bayern zu schlagen ist (Pokalniederlage in Kiel). Klar, das ist natürlich über 34 Spieltage viel schwerer als in einem Spiel. Natürlich gäbe es dann tolle Spiele, aber die sehe ich in der Champions League auch.

Tino Seebach

Wo landet Ihr am Ende der Saison?

Patrik Hanser

Der Anfang der Saison war sehr schwierig, viele Abgänge von starken Spielern, der Druck durch die vorherige starke Saison, dann hat sich der Stammtorhüter gleich verletzt, von daher bin ich jetzt sehr froh wie sich die Saison bis zum heutigen Tag entwickelt hat. Wir stehen jetzt auf dem 8. Platz, das wäre natürlich super, wenn wir das halten könnten. Ich glaube, dass die Mannschaft vom spielerischen Potential her auch auf dem 8. – 12. Platz landen sollten. Es gibt dieses Jahr wirklich Mannschaften, die sehr schwach sind, und deshalb sollten wir in dieser Saison nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Für mehr als Platz 8 wird es aber auch nicht reichen. An „europäisch“ glaube ich dieses Jahr nicht. So ist es aber doch für den SC Freiburg absolut in Ordnung, und wenn wir das Interview vor sieben Spieltagen geführt hätten, hätte ich noch deutlich mehr gezittert.

Tino Seebach

Vielen Dank für das Interview, Patrik, und alles Gute Deinem Verein!

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