pfp Advisory GmbH

Gewinnentwicklung wird entscheidender Punkt

20. Januar 2023 (Anzeige)

Fondsmanager Peeters hält wenig von Kursprognosen, sieht dennoch einige Marken zum Jahreswechsel und erklärt, was für ihn als Anleger wichtig ist.

Kurz vor dem Jahreswechsel war es wieder so weit. Kapitalmarktstrategen in den Banken nennen Ziele, wo der DAX (oder andere Indizes) am Jahresende stehen wird. Zeitungen sammeln die Daten eifrig, erstellen Tabellen und Übersichten und meistens kommen zwei Sachen heraus: Erstens erwarten nahezu alle Experten einen Zuwachs von gut 10 Prozent verglichen mit dem Stand der Erhebung. Zweitens fällt beim Blick auf die Aussagen der Vorjahre auf, dass die alten Prognosen falsch waren. Denn dummerweise steigt der DAX in den wenigsten Fälle so linear wie prognostiziert, sondern oft deutlich schneller, oder es geht auch steil bergab so wie 2022.

Dass diese Börsen-Folklore dennoch so wiederkehrend ist, hängt natürlich nicht mit der wie beschriebenen Treffergenauigkeit zusammen, sondern liegt daran, dass es gewisse Abläufe gibt. So will kein Lenker einer Bank, dass sein Haus als einziges nicht in dieser schillernden Liste steht, schon deshalb machen die Strategen mit, es rechtfertigt ja auch ein Stück weit den eigenen Job. So im Mittelpunkt, wollen Strategen auch nicht negativ auffallen und bewegen sich in dem unverdächtigen Bereich, den ich eben beschrieb und der selten die Realität vorwegnimmt.

Wie Sie unschwer erkennen, bin ich kein Freund dieser Punktprognosen und generell sollten Anlagestrategien auch nicht ohne Not angepasst werden, nur weil es gerade Jahreswechsel ist. Wenn etwa wir von pfp Advisory die Frage bekommen, was denn „unsere Strategie für das Jahr 2023“ ist, dann weicht diese zu Jahresbeginn natürlich nicht von der Ende Dezember ab.

Ist also der Jahreswechsel ein komplettes Non-Event? Faktisch ja, aber natürlich schon alleine wegen der Abgrenzung der Daten (Firmen berichten üblicherweise in Kalenderjahren und genauso sind aggregierte volkswirtschaftliche Werte wie das BIP-Wachstum aufgesetzt) verdienen sie Aufmerksamkeit und einige ruhige Tage helfen sehr oft, auch mal in sich zu kehren und zu reflektieren, was denn in den kommenden Monaten eine große Rolle spielen wird ohne gleich zu spekulieren.

Und die Liste der Themen, die Anleger momentan bewegen, ist voller gravierender Einflüsse: Die Zinswende zur Bekämpfung der zwischenzeitlich extrem steil angezogenen Inflation ist auf dem Parkett das vielleicht relevanteste, besonders in den USA, während die Europäer sich mehr über ausreichende und vor allem bezahlbare Energie ihren Kopf zerbrechen. Die konjunkturelle Lage wird ebenso analysiert und diskutiert wie der Krieg in der Ukraine. Die Auswirkungen von Covid und den Lieferkettenstörungen verblassen aus meiner Sicht, sind aber noch existent. Insgesamt eine unübersichtliche Gemengelage und es bleibt nicht nur die Frage, was am stärksten wirkt, sondern auch wie sich dieser Punkt entwickelt.

Ich persönlich halte, sicher auch vor dem Hintergrund unseres Stock-Picking-Ansatzes, den geschärften Blick auf die Unternehmen selbst, für absolut relevant am Aktienmarkt 2023. Hier ist die Lage auf den ersten Blick sicher diffus. Ich habe alleine im jungen Jahr bereits eine zweistellige Anzahl von Gesprächen mit Unternehmenslenkern und -vertretern geführt und ein Muster, das auch in Q4 schon zu erkennen war, wiederholt sich: Kurzfristige Prognosen werden ungern getroffen, es gibt ja auch einige Unsicherheit. Aber das eigentliche Handeln reflektiert keine starke Rezession: kaum Kosten- und Personalkürzungen, aber einiges an richtungsweisenden Investitionen. Klar, gibt es Sektoren mit echten Sorgen, etwa den Bau oder generell hoch verschuldete Firmen, aber die breite Unternehmenslandschaft weist wirtschaftlich eben zumindest noch auf keinen Flächenbrand hin.

Natürlich weiß auch ich nicht im Geringsten, wo der DAX Ende 2023 stehen wird. Aber wenn die Unternehmensgewinne sich 2023 auch nur ansatzweise im Trend der Vorjahre bewegen, dann kann man auch zwischenzeitliche Volatilität wegen Wettereinbrüchen oder Notenbankprotokollen etwas gelassener nehmen. Nachdem 2022 die (objektiv starke) Gewinnentwicklung und der Kursverlauf etwa des DAX nicht gerade kongruent verliefen, könnte die Dynamik bei den Unternehmensprofiten 2023 vielleicht sogar der entscheidende Faktor sein. Recht frei nach Bill Clinton: „It´s the earnings, stupid!“

von Roger Peeters, 9. Januar 2023, © pfp Advisory

Roger Peeters ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH. Gemeinsam mit seinem Partner Christoph Frank steuert der seit über 25 Jahren am deutschen Aktienmarkt aktive Experte den DWS Concept Platow (LU1865032954), einen 2006 aufgelegten und mehrfach ausgezeichneten Stock-Picking-Fonds, sowie den im August 2021 gestarteten pfp Advisory Aktien Mittelstand Premium (LU2332977128 A3CM1J). Weitere Infos unter www.pfp-advisory.de. Peeters ist weiterhin Mitglied des Vorstands der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) e.V..

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