Quantex AG

Die Rache der Old Economy

10. Februar 2022 (Anzeige)

Die Kapitalflüsse sind entscheidend für die zukünftigen Renditen eines Investments. Zu viel Kapital führt zu Überkapazitäten und schwindenden Margen. Populäre Zukunftstechnologien sind deshalb oft ein schlechtes Investment. Kapitalknappheit dagegen erhöht die Renditen der überlebenden Akteure. Dies zeigt der aktuelle Höhenflug der Vertreter der «Old Economy».

 

 

Peter Frech
Fondsmanager der Quantex AG

Berufsleute in Zukunftsbranchen sind gefragt: 100'000 Dollar Jahreslohn, viel Freizeit und 50'000 Dollar Willkommensbonus bei Unterschrift. Das ist gemäss «Wall Street Journal» das aktuelle Angebot – nicht für Software-Entwickler im Silicon Valley – sondern für Lastwagenfahrer in Westaustralien. Inzwischen lassen sich sogar schon Piloten der nationalen Airline Quantas zum Truck Driver umschulen.

Zugegeben, die Situation in Westaustralien ist extrem: Wegen rigiden Lockdown-Regeln dürfen die Unternehmen nicht einmal über die Provinzgrenze in Sydney neue Lastwagenfahrer anwerben, geschweige denn im Ausland. Deshalb ist der grosse Kampf um die Talente am Steuer entbrannt.

Doch in Europa sieht es nicht viel besser aus: In Grossbritannien fehlen derzeit 100'000 Lastwagenfahrer. Nach dem Brexit hatten viele Ausländer das Land verlassen. Angesichts der akuten Versorgungsknappheit versuchte die Johnson-Regierung notfallmässig mit 5000 Spezial-Visas ein paar Brummi-Fahrer ins Land zu holen. Bis zum 5. Oktober hatten sich gerade mal 127 Personen darauf gemeldet.

Das Problem wird nicht so bald verschwinden: Wie die «Financial Times» berichtet, ist die Hälfte aller aktiven britischen Lastwagenfahrer über 55 Jahre alt. Jedes Jahr gehen mehr in Pension als neu einsteigen. Truck Driver ist kein Traumberuf für die Jungen: Lieber macht man etwas mit Social Media, Umwelt oder Software.

Genau dort liegt der Kern des Problems: nicht nur bei der Berufswahl, sondern auch bei der Kapitalallokation an den Finanzmärkten. Die letzten Jahre ist viel zu viel Geld in den Techsektor und teils absurdeste Startups geflossen. Andere Sektoren, welche fundamentalere Grundbedürfnisse decken, wurden vernachlässigt. Oder wie im Fall der fossilen Energien sogar aktiv desinvestiert und von Kapital abgeschnitten. Das geht bis hin zu Banken, welche auf Druck «nachhaltiger Investoren» angefangen haben, neue Kredite für Kohleminen oder Gasquellen zu verweigern.

Nun haben wir in Europa die schlimmste Energiekrise und die höchsten Inflationsraten seit den 1970er Jahren, und der Winter hat noch nicht einmal angefangen: Es fehlt an Erdgas, Kohle, Strom, Holz, Stahl und Frachtcontainern. Und dazu entsprechend fehlt es auch an Lastwagenfahrern, Handwerkern und Seeleuten – Zehntausenden von Matrosen aus armen Schwellenländern wurde während der Corona-Lockdowns über Monate der Landgang verweigert. Nun haben verständlicherweise viele ihrem Beruf den Rücken gekehrt: Soll doch der Weihnachtsmann den Kindern der reichen Industrieländer die Geschenke aus China holen. Die Preise für Containerfracht von China in die USA haben sich in Jahresfrist verzehnfacht.

Die Lage spitzte sich diese Woche noch einmal dramatisch zu: Der Erdgaspreis in Europa schoss von Montag bis Mittwoch um 60% in die Höhe, nachdem er sich zuvor seit Jahresbeginn schon mehr als vervierfacht hatte. Die Wirtschaftserholung droht durch die überbordende Preisinflation abgewürgt zu werden. Die Notenbanken stehen in Schockstarre daneben und müssen angesichts der rasanten Teuerung über eine restriktivere Geldpolitik nachdenken – zu lange hatten sie den Kopf in den Sand gesteckt und die aufkeimende Inflation ignoriert.

Am Aktienmarkt macht sich ein erster Hauch von Panik breit, hatte man sich doch die letzten Jahre bei jeder Krise auf neue Injektionen von billigem Geld durch die Notenbanken verlassen können. Durch all das billige Geld der Notenbanken und ökologische Dogmen kam es jedoch erst zu den Fehlallokationen von Kapital, dessen Folgen wir jetzt ausbaden müssen. Die Realität hält für Investoren immer wieder Überraschungen bereit (siehe Grafik unten).

Jeff Currie, Chef des Rohstoff-Researchs von Goldman Sachs, bringt gegenüber Bloomberg die Misere auf den Punkt: «In vielen Teilen der Welt wurde zu viel in Wind, zu viel in Solar investiert. Die New Economy ist überschwemmt worden mit Investitionen, die Old Economy wurde ausgehungert.»

Currie ist alt genug, um die Tech-Blase der Jahrtausendwende aktiv miterlebt zu haben. Seine Wortwahl mit New und Old Economy verrät es. Damals wurden die Ausdrücke geprägt. Es kam zu ähnlichen Verzerrungen wie heute: Der New-Economy-Hype des Internets der späten 1990er Jahre wurde abgelöst durch einen von China getriebenen Boom der Old Economy. Vom Jahr 2000 bis 2007 waren etwa Stahlaktien und Minentitel die heissesten Sektoren am Aktienmarkt.

Diesmal scheinen aber die Verzerrungen und Fehlinvestitionen weit grösser zu sein. Die Geldpolitik war die letzten zehn Jahre um ein Vielfaches lockerer als in den 1990ern. Entsprechend war auch der Boom in den heissen Sektoren extremer: 2020 und 2021 wurden ständig neue Rekorde in Sachen Börsengänge geschrieben – darunter waren jedoch keine Öl- oder Gasaktien.

Durch Corona und die massiven Gelddruck-Aktionen als Reaktion darauf wurde die Entwicklung beschleunigt. Millionen von neuen Anlegern drängten mit ihren Stimulus-Checks und Kurzarbeitsentschädigungen an die Börse, um Technologie-Titel, Neuemissionen und Kryptowährungen zu kaufen. Der typische Neuankömmling versteht unter Diversifikation ein «Portfolio» von cool klingenden Kryptowährungen und einer Position in Tesla-Aktien, vielleicht auch noch einen Tech-ETF wie der von ARK. Leider wird dies wenig helfen, die nun plötzlich doppelt so hohe Stromrechnung zu bezahlen.

In der ökonomischen Theorie ist alles ganz einfach: Branchen, in die viel Kapital drängt, lassen durch das Überangebot an Geld und Konkurrenz tiefere Anlagerenditen in der Zukunft erwarten. Das umgekehrte gilt für Wirtschaftszweige, in die kein Kapital fliesst oder die sogar davon abgeschnitten werden. Dort winken höhere Renditen für alle verbleibenden Akteure.

In der Praxis ist alles jedoch nicht so einfach: Es fühlt sich viel besser an, in trendige Zukunftsbranchen wie Wasserstoff und Autonomes Fahren zu investieren. Vor allem, wenn es alle «Bros» und «Influencer» auf den sozialen Netzwerken auch tun.

Institutionelle Investoren unterliegen in ihren Anlagekomitees ähnlichen Zwängen. Wer ein Votum für mehr nachhaltige Anlagen einbringt, darf mit Zuspruch für seine Weitsicht rechnen. Vorschläge für mehr Investments in Ölaktien und Kohleminen dagegen…

Selbst die CEOs und Verwaltungsräte der verschmähten Branchen unterliegen dem Herdentrieb: Praktisch alle grossen Energiemultis haben ihre Investitionen in die Förderung von Öl und Gas drastisch zurückgefahren. Dabei hätte es für Investments kaum einen besseren Zeitpunkt gegeben als in den letzten zwei Jahren.

Zum Glück steigen aber in der Marktwirtschaft mit den Preisen die Anreize, die versäumten Investments nachzuholen und die Knappheit zu beheben. Noch ein paar Monate mit massiver Outperformance der Energie-Titel und so manches Investmenthaus wird seine Anlagepolitik diesbezüglich nochmals überdenken. Auf der anderen Seite verheisst die Realitätsanpassung jedoch wenig Gutes für Anlagen in den gehypten Zukunftstechnologien.

Derselbe Prozess wird auch die Fehlallokationen bei den Berufsleuten beheben – es dürfte nur noch etwas länger dauern, bis wir alle unseren Kindern empfehlen, eine Karriere als Lastwagenfahrer, Petroleum-Ingenieurin oder Forstwirt anzustreben. (pfr)

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