
Die Notenbanken wandeln auf einem schmalen Grat
9. Juni 2022 (Anzeige)
In diesen Zeiten ist es entscheidend, sich gut balanciert zu positionieren, möglichst breit zu streuen und gezielt nach alternativen Absicherungen zu suchen
Für Investoren war es grundsätzlich ein sehr schwerer Jahresstart. Im ersten Quartal fiel der MSCI World Index um 5,5% (in US-Dollar), globale Staats- und auch Unternehmensanleihen sogar um mehr als 6%. Es war das erste Mal seit dem ersten Quartal 2018, dass Aktien, Staatsanleihen und Unternehmensanleihen gleichzeitig eine negative Rendite erzielten, und das erste Mal seit dem ersten Quartal 1980, dass alle drei Anlageklassen um mehr als 5% fielen. Als einer der wenigen Lichtblicke können Rohstoffe gelten: Der Bloomberg Commodity Index verzeichnete eine Rendite von 25% und damit das beste Quartal seit 1990. Und diese Trends setzten sich im zweiten Quartal fort.
Die aktuelle Lage zeigt auch, dass Diversifikation heute nicht mehr so einfach funktioniert. Höhere Inflation und restriktivere Zentralbanken, die historisch regelmäßig zu einem stärkeren Gleichlauf von Aktien und sicheren Staatsanleihen führten, erfordern aber ein hohes Maß an Diversifikation und dass man auch einmal über den Tellerrand schaut. Ein Beispiel für eine interessante Assetklasse ist der Bereich Rohstoffe, für den nicht nur die positiven Diversifikationseigenschaften, sondern auch die fundamentalen Faktoren sprechen. Im aktuellen Umfeld ist also eine deutliche Beimischung von Rohstoffen sinnvoll, egal, ob als Investition in den Rohstoff direkt, in einzelne Rohstoffaktien oder Rohstoff-lastige Regionen. Sachwerte sind aus unserer Sicht in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen gegenüber Rentenanlagen strukturell im Vorteil. Gold erachten wir in einem Multi-Asset-Portfolio bereits seit geraumer Zeit als einen wesentlichen Baustein, nicht zuletzt als Versicherung gegen unvorhergesehene negative Ereignisse. Daneben spricht die fundamentale Angebots- und Nachfragesituation für einen strukturellen Preisanstieg bei einer Vielzahl von Rohstoffen – diesen Trend haben wir frühzeitig durch eine signifikante Beimischung breiter Rohstoffinvestments sowie von Industriemetallen umgesetzt, wobei Letztere besonders vom hohen Investitionsbedarf im Rahmen der Energiewende profitieren.
Die dominierenden Themen für den Kapitalmarkt bleiben in der nahen Zukunft Inflation und die geldpolitische Kehrtwende der wichtigsten Notenbanken – angeführt von der US-amerikanischen Federal Reserve - zur Bekämpfung der höchsten Inflationsraten seit den 1980er Jahren. Inzwischen ist aber bereits ein kräftiger Zinsanstieg am Markt eingepreist, der Überraschungseffekt dürfte in die Zukunft blickend abnehmen. Waren es zum Jahresanfang in den USA noch zwei Zinsschritte zu 25 Basispunkten, die für das ganze Jahr erwartet wurden, so haben wir nun bereits 75 Basispunkte von der Fed gesehen und der Markt preist noch weitere 200 Basispunkte an Zinserhöhungen bis zum Jahresende ein.
Die hohe Dynamik der (erwarteten) Zinsschritte sowie das Zurückfahren der Anleihekaufprogramme lastet nun auf Risikoanlagen. Die durch den erwarteten Zinsanstieg ausgelöste Bewertungskorrektur am Aktienmarkt ist zwar bereits weit fortgeschritten, mittelfristig sorgen sich die Marktteilnehmer jedoch zunehmend um die Auswirkungen auf die Wirtschaft. Denn zwischen einer erfolgreichen Bekämpfung der Inflation durch eine moderate Bremsung der Wirtschaft und einer zu starken Bremsung, die das Abwürgen der Konjunktur zur Folge hätte, liegt nur ein schmaler Grat. Zudem verschlechtern Putins Krieg und die Corona-Maßnahmen in China die Konjunkturaussichten. Auch wenn die Unternehmensgewinne bisher sehr robust waren, dürften diese in kommenden Quartalen deutlich belastet werden.
Insgesamt bleiben für uns in dem weiterhin unsicheren Umfeld mit dem Ende der Anleihekäufe durch die Zentralbanken, dem kommenden Liquiditätsentzug durch die Reduktion der Bilanz der amerikanischen Zentralbank, den Zinserhöhungen, dem Krieg und in den kommenden Monaten wohl auch eher negativer Revisionen der Gewinnerwartungen der Analysten eine breite Diversifikation und eine moderate Ausrichtung wichtig, mit klarem Fokus auf reale Anlagen wie Aktien oder Rohstoffe. Letztlich erachten wir den Kaufkraftverlust in nominalen Anlagen wie Anleihen durch die Inflation als das größere Risiko.
Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte erwarten unsere Volkswirte in der mittleren Frist, dass sich mit Abebben der aktuellen Omikron Welle oder einem Ende der Null-Covid-Politik in China die Lieferengpässe Schritt für Schritt etwas lösen, die Inflationszahlen zu sinken beginnen und die Zinsbefürchtungen im Markt etwas nachlassen werden. Dann dürfte auch eine Rezession vermieden werden können und sich in der Eurozone, wo wir uns seit dem vierten Quartal 2021 in einer Stagflation befinden, neues Wachstum zeigen, solange Putins Krieg nicht weiter eskaliert und es nicht zu einem Gasembargo kommt.
In dieser anspruchsvollen Zeit und vor allem im Multi-Asset Bereich wird es das A und O sein, sich gut balanciert zu positionieren, möglichst breit zu diversifizieren und gezielt nach alternativen Absicherungen zu suchen, wenn Anleihen diese nicht mehr bieten.
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