Capital Group

Die Globalisierung ist nicht vorbei. Sie verändert sich nur.

16. Juni 2025

Die letzte Zollrunde der US-Regierung Anfang April löste bei führenden Politikern weltweit eine Welle der Kritik aus. Einige verkündeten sogar das Ende der Globalisierung. Experten von Capital Group sehen dies jedoch anders. Die Globalisierung ist nicht vorbei. Aber sie vollzieht einen großen Wandel.

Macht sie möglicherweise einen Rückschritt? Ja, das erwarten die Investmentexperten. Es gibt gute Gründe dafür, die Globalisierung einer politischen Auffrischung zu unterziehen. Das gilt zumindest für die Globalisierung, an die sich die meisten seit den frühen 1970er Jahren gewöhnt haben, als sich die Handelsausweitung deutlich beschleunigte. Tatsächlich gibt es schon seit einiger Zeit grundlegende Verschiebungen des Welthandels. Die derzeitigen Veränderungen erscheinen enorm, aber bereits seit der internationalen Finanzkrise von 2007–2009 hat sich der Anteil des Handels am Welt-BIP kaum verändert.

Gut zehn Jahre danach brachten die COVID-19-Pandemie und der Russland-Ukraine-Krieg einige Nachteile der Globalisierung ans Licht. Beide Ereignisse machten die Anfälligkeiten internationaler Lieferketten deutlich, die nicht diversifiziert genug waren.

Die Globalisierung setzt sich fort – in einem anderen Tempo


Quellen: Capital Group, OECD, Weltbank. Der Welthandel wird als Summe der Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen berechnet und als Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) dargestellt. Daten bis 2023, Stand: 17. April 2025 (aktuellste verfügbare Daten).

Seitdem wurden viele Lektionen gelernt. Länder und Unternehmen haben versucht, ihre Lieferketten zu diversifizieren und die Fertigung wieder in oder näher an ihren Heimatmarkt zu verlagern, um den Zugriff auf alles, was für das Wirtschaftswachstum benötigt wird, zu gewährleisten.

Das neue Tempo der Globalisierung

Realistisch betrachtet erwartet Capital Group nicht, dass die USA wieder zum wichtigsten Produktionsstandort der Welt werden. Diese Chance wurde schon lange verpasst. Aber die USA dürften unabhängiger werden, vor allem bei extrem wichtigen Produkten wie Computer Chips sowie Medizin- und Pharmaprodukten. Die Entscheidungen der aktuellen US-Regierung bestärken die Experten in dieser Annahme – und sorgen dafür, dass es jetzt schwerer ist, als vielen Investoren lieb ist. Aber das Ziel der USA ist klar: Sie wollen den Welthandel verändern, nicht beenden. Man könnte es „Globalisierung 2.0“ nennen – eine stabilere, diversifiziertere und vielschichtigere Form der Globalisierung.

US-Unternehmen haben erkannt, wie wichtig es ist, ihre Aktivitäten im eigenen Land auszuweiten. Bestätigt wird dieser Trend auch durch das Vorhaben von Apple, in den nächsten vier Jahren 500 Milliarden US-Dollar in Fertigungsstandorte in den USA zu investieren. Viele Hersteller weltweit verfolgen denselben Weg. Der Computerchip-Hersteller Taiwan Semiconductor ist dafür das beste Beispiel. Er baut neue Fabriken in Arizona, Deutschland und Japan. ASML, ein niederländischer Halbleiterausrüster, hat 60 Niederlassungen in Europa, den USA und Asien. Mehr als die Hälfte seiner 44.000 Mitarbeiter ist außerhalb der Niederlande beschäftigt.

Langfristige Investmentchancen

Vor diesem Hintergrund sind die Experten von Capital Group zuversichtlich, dass sich durch diese Veränderungen des Handels zahlreiche Investmentchancen bieten werden. Im Laufe ihrer Zeit als Investoren – 37 Jahre lang – haben sie über 20 Marktschocks erlebt. Rückblickend haben sich die meisten dieser schwierigen Phasen als attraktive Einstiegszeitpunkte für geduldige, langfristig orientierte Investoren erwiesen.

Die Globalisierung ist nicht zu Ende. Sie passt sich an neue Gegebenheiten an. Auch wenn es schwierig erscheint: Es muss Handelsgespräche geben. Es müssen Vereinbarungen getroffen werden. Und man muss die Lieferketten stärken.

Vor uns mag ein steiniger Weg liegen, und vielleicht werden die Finanzmärkte auf jede neue Schlagzeile empfindlich reagieren. Es mag ein paar Jahre dauern, bis das Ziel erreicht ist. Aber die wichtige Frage ist: Kann es besser werden?

Solange das Ziel eine Globalisierung 2.0 ist, sehen die Experten von Capital Group dies als durchaus möglich an.

 

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