
Bullenfalle oder echte Erholung?
29. August 2022 (Anzeige)
Nach einem überaus enttäuschenden ersten Halbjahr wechselten die wichtigsten globalen Kapitalmarktsegmente trotz der weiterhin bestehenden Inflationsdynamik und ungelösten sowie neuen geopolitischen Krisen (Ukraine, Taiwan, ...) pünktlich zum Start der Sommerferien in den Erholungsmodus:
Doch die Frage bleibt, inwieweit dieser Entwicklung zu trauen ist. Die Gretchenfrage für Investoren momentan lautet, ob der Markt die Tiefststände schon gesehen hat, oder ob die Rallye der letzten Wochen vielmehr eine Bullenfalle ist. Für Ersteres spricht der extreme Pessimismus der Anleger und, dass ein Soft Landing der Wirtschaft nach den letzten Inflations- und Arbeitsmarktdaten wieder im Rahmen des Möglichen liegt.
Dennoch ist unserer Meinung nach weiter Vorsicht geboten – der Ausblick bleibt mit großen Risiken behaftet und die Vergangenheit zeigt, dass Zwischenerholungen von mehr als 15% in Bärenmärkten nicht untypisch sind. Zuletzt hat sich die Erholungsrallye an den Aktienmärkten fortgesetzt, befeuert durch Short-Covering sowie eine fallende Volatilität, die gepaart mit dem besseren Momentum zu einem Aufbau von Aktienpositionen durch systematische Strategien geführt hat. Zudem scheinen einige Investoren vermehrt an ein Soft Landing in den USA zu glauben, also daran, dass es der Fed gelingt, die Inflation einzudämmen, ohne dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutscht.
Demgegenüber sind noch immer viele Anleger in Aktien unterinvestiert, so dass steigende Aktienkurse für sie die Schmerzen und Kosten, um wieder in den Markt zurückzukommen, konstant ansteigen. Die Anleihemärkte beginnen darüber hinaus bereits, eine Umkehr der Fed von einer restriktiven zu einer lockeren Geldpolitik mit Zinssenkungen im nächsten Jahr einzupreisen, was beispielsweise auch die Aussichten für Technologieaktien verbessert. Wie nachhaltig das Ganze ist, wird sich im Herbst zeigen.
Sollte die Inflation jedoch hartnäckiger sein, dürfte die Fed länger als vom Markt erwartet restriktiv bleiben. Anzeichen einer stärkeren Wirtschaftsabkühlung würden dem Soft-Landing-Narrativ ebenfalls schaden. Wir fürchten daher, dass die Anleger zuletzt etwas zu sorglos geworden sind. Die Hoffnung auf eine kurze Rezession gepaart mit bald wieder verbesserten Finanzierungskonditionen sorgte für eine Rallye über alle Anlageklassen hinweg.
Unserer Meinung nach dürfte sich die Konjunktur hingegen über die nächsten Monate weiter eintrüben, vor allem in Europa – mit den entsprechend negativen Konsequenzen für die Unternehmensgewinne. So signalisierten die PMIs in der Eurozone zuletzt eine Kontraktion, und das US-Wirtschaftswachstum war das zweite Quartal infolge negativ – was bedeutet, dass die USA sich in einer technischen Rezession befinden. Die Zentralbanken hoben derweil die Zinsen weiter an, allerdings erklärte Fed-Chef Jerome Powell über weitere Zinsschritte von nun an datengetrieben zu entscheiden.
Anleger dürften sich in diesem Umfeld wieder mehr auf Gewinnstabilität und -wachstum fokussieren, was unserem Quality-Growth-Stil sehr entgegenkommt. Für eine generelle Entwarnung bei Aktien ist es unseres Erachtens allerdings zu früh. Die Gewinnerwartungen sind weiter ambitioniert, der Kostendruck hoch, die Inflation noch nicht gebannt. Zudem ist mit einer Zunahme der Volatilität in den Herbst hineinzurechnen, nicht zuletzt, weil die Zentralbanken dem Markt sukzessive Liquidität entziehen. Allerdings dürften die pessimistische Anlegerstimmung und das geringe Aktienexposure das Abwärtspotenzial bei Aktien begrenzen.
Wir setzen in diesem Umfeld auf eine Kombination aus wachstumsstarken Qualitätstiteln und einem breiten Rohstoff-Exposure. Bei der Aktienauswahl werden Unternehmen selektiert, die langfristig und strukturell wachsen, eine Preissetzungsmacht haben und von dauerhaften Trends profitieren – wie z.B. Robotik, künstliche Intelligenz und Cyber Security – oder auch technologielastigen Megatrends wie die Auswirkungen einer alternden Bevölkerung auf Wirtschaft und Gesellschaft, Medizintechnik oder Green Economy. Wir halten darüber hinaus eine erhöhte Kasse für vorteilhaft, um auftretende Opportunitäten nutzen zu können. Zugleich zeigt sich in solch unruhigen Zeiten, dass einer Streuung über verschiedene Anlageklassen hinweg große Bedeutung zukommt. So können sich derzeit vor allem Multi-Asset-Strategien recht gut am Markt behaupten, da sie das Risiko auf verschiedene Körbe verteilen, etwa auf Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Alternative Investments. Dieser Ansatz macht das Portfolio weniger von Risikofaktoren wie z.B. einer steigenden Inflationserwartung abhängig. Last but not least ist neben der Langfristigkeit des Ansatzes auch die intensive Analyse und das Ergreifen von taktischen Opportunitäten relevant.
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